Über mich und meinen Weg


Mit Anfang zwanzig wurde bei mir Rheuma diagnostiziert. Genauer gesagt Rheumatoide Arthritis oder Polyarthritis. Das heißt mehrere Gelenke sind betroffen. Ich hatte „Glück“ ich habe keinen langen Weg von Untersuchungen hinter mir, sondern die Sache war von Anfang an klar. Obwohl ich keine genetische Vorbelastung habe und auch keine anderen Risikofaktoren auf mich zutreffen. Also Jackpot.
Vor der Diagnose hatte ich schon über einen längeren Zeitraum mich mit „klassischen“ Schmerzmitteln durchgekämpft. Iburofen und Co waren mein täglicher Begleiter.


Zum Glück habe ich innerhalb kürzester Zeit einen Termin in einer Rheumapraxis bekommen. Normalerweise sind sechs Monate Wartezeit Standard. Und das obwohl sich alle Fachärzte einig sind – schnelle Behandlung ist das A und O bei Rheuma. Aber das ist ein anderes Thema und darum soll es hier nicht gehen.
Ich habe eine Basismedikation bekommen (inkl. Cortison) die im ersten Moment sehr gut angeschlagen hat. Aber jeder Körper ist individuell, jedes Medikament hat Nebenwirkungen. So wurde meine Medikation immer wieder angepasst und abgewartet wie sich mein Körper darauf einstellt.
Ich habe mehrmals den Rheumatologen gewechselt und hatte irgendwann solche Nebenwirkungen und war so unzufrieden mit dem Rheumatologen, dass ich meine Basismedikamente abgesetzt habe und lediglich mit Cortison und Schmerzmitteln gelebt habe und „klar“ gekommen bin. Ich habe sehr sehr viel ausprobiert. Heilpraktiker, Psychoneuroimmunologie, Borreliose ausgeschlossen, verschiedene Ernährungen, Heilfasten, Paleo, glutenfrei, Blutegel… Die Liste geht fast endlos weiter.
Dann bin ich mit meinem Mann umgezogen. Und ich musste und wollte mir einen neuen Rheumatologen suchen, da ich mit Cortison und Schmerzmitteln nicht mehr klar kam. Ich konnte an manchen Tagen kaum noch Treppen laufen oder mich vernünftig auf Toilette setzen. Auf den Boden setzen, am Strand oder beim Umzug in den Ecken streichen, war nur schwer möglich. Es musste eine Lösung her.
Der „nächste“ Rheumatologe war eine Stunde entfernt und der Termin war ernüchternd. „Sie haben sehr aggressives Rheuma wenn wir das nicht in den Griff bekommen, sitzen sie bald im Rollstuhl“ – so die Worte des Arztes. Ich war schockiert.
Ich habe ein neues Medikament bekommen, ein sogenanntes Biologika. Es hat wunderbar angeschlagen und ich konnte Cortison anfangen auszuschleichen und auch die Schmerzmittel gehörten der Vergangenheit an. Es ging mir immer besser. Die Morgensteifigkeit war so gut wie verschwunden und ich hatte wieder Energie.


Doch ich hatte noch ein großes Problem. Meine Knie inkl. Bakerzyste. Ich setzte erst mal auf Blutegel, damit hatte ich schon gute Erfahrungen gemacht. Doch meine Zysten waren an beiden Knien so dick, dass diese nur kurz saugen konnten.
Ich bekam eine Überweisung zum orthopädischen Rheumatologen und da der Schock. Wir müssen an beiden Knien operieren und diese Zysten entfernen. Sie sind schon verknöchert und werden nicht wieder verschwinden – so die Prognose.
Ich war am Boden zerstört. Aber ich wollte wieder in die Knie gehen und mich noch mehr bewegen können.
Also OP-Termin stand fest und ich hatte Angst und war unsicher, ob es die richtige Entscheidung ist. Ich habe wieder eine Heilpraktikerin aufgesucht. Diese hat mehr an meiner psychischen Gesundheit gearbeitet, was mir sehr gut bekam. Dann kam Corona – und ich habe aus Angst meine OP abgesagt. Ich wollte mich nicht anstecken. Der Lockdown kam, mein Geschäft (Selbstständigkeit) lief nicht mehr gut.
Ich habe mich nach anderen Einkommensquellen umgesehen und habe meine Leidenschaft (wieder-)entdeckt und Reitunterricht für Kinder gegeben. Viel Zeit habe ich am Stall verbracht mich viel bewegt – dabei aber keine „schwere“ körperliche Arbeit gemacht. Ich bin schwanger geworden und habe einen wunderbaren Jungen bekommen.


Es ging mir immer besser und bei einer Untersuchung und Überprüfung meiner Werte sah es sehr gut aus. Die OP war vom Tisch und auch eine Erweiterung der Medikamente. Mein Rheumatologe sagte zu mir: „Ich bin ganz ehrlich – ich hätte nicht gedacht, dass sie das so in den Griff bekommen.“
Ich bin jetzt gut eingestellt mit dem Biologika – wofür ich sehr dankbar bin. Aber auch viele andere Faktoren helfen mir die Entzündung in meinem Körper im Schach zu halten. Leichte Bewegung, Meditation, Ernährung und auch Nahrungsergänzungsmittel und das Wissen was tut meinem Körper gut oder eben nicht haben einen erheblichen Einfluss.


Diese Erfahrungen möchte ich teilen. Jeder ist individuell und bei jedem funktioniert was anderes. Aber ich glaube an Wissenschaft und ich glaube an den Placebo Effekt. Und ich glaube an das Zusammenspiel von beidem.
Es gibt Faktoren die tun einem Rheumapatienten nicht gut, aber sie tun auch einem „gesunden“ Menschen nicht gut – es hat nur andere Auswirkungen. Ich habe meinen Weg gefunden und vielleicht helfen meine Erfahrungen auch anderen.

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